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Für eine reiche Ernte werden im konventionellen Weinbau seit Jahrzehnten hohe Mengen an Pestiziden eingesetzt.

Rot, Weiss oder Rosé: In der Schweiz werden jährlich fast 100 Millionen Liter Schweizer sowie knapp 170 Millionen Liter ausländischer Weine konsumiert. 2021 hatte die Schweiz eine Rebfläche von rund 15’000 Hektar. Mit fast 5’000 Hektar zählt der Kanton Wallis zu den grössten Anbaugebieten. Allerdings haben selbst die edelsten Tropfen ein Problem: Kaum ein anderes Lebensmittel  wird so häufig mit Pestiziden behandelt wie Wein. Immer wieder werden Rückstände verschiedenster Pestizide gefunden, allen voran Fungizide – chemische Mittel gegen Pilzbefall.

Doch warum werden Pestizide vor allem im Weinbau so stark eingesetzt? Welche Folgen haben sie für Böden, Umwelt und die Konsumenten? Welche Alternativen gibt es zur Chemie und wie können Winzer für verzehrsichere Produkte sorgen?

Welche Pestizide werden im Weinanbau eingesetzt und warum?

Pestizide schützen Pflanzen vor Schädlingen und Krankheiten. Ihr Einsatz ist im Obst- und Gemüseanbau europaweit stark verbreitet. Das Ziel: Ertragsverluste in der landwirtschaftlichen Produktion durch diverse Schädlinge, Mikroorganismen und Unkraut zu vermeiden.

Europaweit wurden 2019 fast 480’000 Tonnen Pestizide verwendet – am häufigsten bei Äpfeln und Weintrauben. Weltweit liegt die jährlich ausgebrachte Pestizidmenge bei etwa vier Millionen Tonnen. In der Schweizer Landwirtschaft wurden 2020 mehr als tausend Tonnen Fungizide und Bakterizide zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt.

Von 15 getesteten Weinsorten aus den grossen Schweizer Anbaugebieten enthielten im Jahr 2020 mehr als die Hälfte fünf oder mehr Pestizide – hauptsächlich Fungizide gegen Pilzbefall. Aber auch Akarizide gegen Milben oder Herbizide gegen Unkraut werden zum Schutz der Reben verwendet und sind als Spuren nachweisbar. Fungizide kommen vor allem aufgrund der langen Vegetationsdauer der Reben zum Einsatz: Von April bis September müssen Laub und Trauben vor Pilzbefall geschützt werden.

Was für Auswirkungen haben Pestizide auf Mensch und Umwelt?

Jährlich kommt es zu rund 385 Millionen Vergiftungen durch Pestizide. Dabei sind nicht primär die Verbraucher betroffen, sondern die Menschen, die insbesondere im globalen Süden auf dem Land arbeiten. Aber auch für die Konsumenten kann der Verzehr von pestizidbelasteten Weinen gesundheitliche Folgen haben. Pestizide werden teilweise vom menschlichen Organismus angereichert und können langfristig gesundheitliche Schäden verursachen. Vor allem die Mischung aus mehreren Substanzen in einem Wein ist bedenklich. Tauchen zu viele unterschiedliche Pestizide in einem Wein auf, kann es zu Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Rückständen kommen. Doch wie kommt es zu dem bedenklichen Mix in einer Sorte? Die Ursache: Für einige Weine werden Trauben von verschiedenen Rebbauern eingesetzt. Diese wiederum verwenden andere Pflanzenschutzmittel. – Oder aber einige Schädlinge entwickeln Resistenzen, dann greifen die Winzer zu einer anderen Chemikalie.

Neben den Auswirkungen für den Verbraucher haben Pestizide Folgen für das gesamte Ökosystem. Schliesslich bleiben die Wirkstoffe nicht nur dort, wo sie aufgebracht werden. Glyphosat und andere Substanzen werden vom Regen abgewaschen. Sie versickern im Boden oder werden durch die Luft weiter transportiert – manche bis zu 1’000 Kilometer weit.

Gibt es Alternativen zum Einsatz von Pestiziden im Weinbau?

Laut Agroscope, dem Forschungszentrum des Schweizer Bundesamts für Landwirtschaft, wäre vor allem im Weinbau der Verzicht auf synthetische Pestizide möglich. Die Forscher haben analysiert, welche Pestizide mit besonderem Risikopotential ersetzt werden könnten. Während bei Lebensmitteln wie Zuckerrüben, Mais oder Raps der Anbau ohne Pestizide deutlich schwerer werden würde, sei im Weinbau kaum mit Schwierigkeiten zu rechnen. – Und der biologische Weinanbau zeigt: Es geht auch ohne den Einsatz von bedenklichen Chemikalien. Im biodynamischen Weinbau wird sogar vollständig auf jegliche Pestizide, Unkrautvernichter und Kunstdünger verzichtet.

Doch auch die Bio-Weinbauern müssen ihre Ernte vor Schädlingen schützen. Anstelle von Chemie werden Schwefel- und Kupferpräparate als biologische Pestizide eingesetzt. Diese sind aber nicht völlig unschädlich. Insbesondere Kupfer ist umstritten. Durch den Regen kann sich das Schwermetall im Boden anreichern und dort Regenwürmern und anderen Mikroorganismen schaden. Deshalb wird im biologischen Weinbau weiterhin nach Alternativen gesucht. So besprühen einige Schweizer Winzer zum Schutz gegen den Echten Mehltau ihre Reben mit einer Mischung aus Milch und Wasser. Die in der Milch enthaltenen Mikroorganismen bekämpfen den Mehltau-Pilz.

Nützlinge werden ebenfalls verstärkt als Alternative zu chemischen Substanzen eingesetzt. Darunter werden Organismen verstanden, die durch ihre räuberische oder parasitische Lebensweise von Nutzen für die landwirtschaftliche Produktion sind. Die Florfliege zum Beispiel (Crysopa spec.) ernährt sich von Spinnenmilben, von deren Eiern sowie von Heu- und Sauerwürmern. Die Larven des Weichkäfers (Rhagonycha fulva) leben überwiegend am Boden und vertilgen dort unter anderem Schnecken.

Die ökologische Schädlingsbekämpfung im Weinbau ist eine Lösung, die Züchtung besonders robuster Weinsorten eine andere. So genannte Piwi-Rebsorten gelten als sehr pilzwiderstandsfähig. Für ihren Anbau werden weniger Pestizide benötigt, Böden und Umwelt werden geschont. Zudem ist die Rebenpflege für die Winzer weniger aufwendig – Energie und Ressourcen werden eingespart.

Was können Hersteller tun, um die Verbraucher zu schützen?

Winzer, die aus wirtschaftlichen Gründen am konventionellen Anbau festhalten möchten, sollten ihre Produkte vermehrt auf Rückstände analysieren lassen. Unabhängige Speziallabore wie Biolytix beispielsweise, bieten verschiedene Methoden, um Kontaminationen mit Pestiziden im Wein zu bestimmen. Mit der Flüssigkeitschromatographie-Massenspektrometrie zum Beispiel können Labore feststellen, ob gesetzliche Grenzwerte bei Fremdstoffen eingehalten werden. Die hochsensitive Methode erkennt selbst kleinste Spuren von Pestiziden.

Nach wie vor fehlt es an einem verbindlichen internationalen Vertrag zur Reduktion von Pestiziden. Daher liegt es in der Verantwortung der Weinbauern, ihren Anbau so schonend wie möglich und dennoch wirtschaftlich zu gestalten. – Diese scheinen zumindest in der Schweiz eine klare Tendenz zu haben. Laut landwirtschaftlicher Strukturerhebung nahm die biologische Anbaufläche 2021 weiter zu und der Bio-Weinbau hat sich innerhalb von vier Jahren verdoppelt.

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